Die TB-303 wurde 1982 von der Firma Roland zeitgleich mit der TR-606, einem auf Pattern basierenden Drumcomputer im gleichen Design auf den Markt gebracht. Erfunden hat die TB-303 der Japaner Tadao Kikumoto. Sie wurde als einfacher Ersatz eines den Musiker begleitenden E-Bassisten entworfen und kann über ein passendes Kabel (DIN-Sync) mit den Drumsynthesizern der TR-Reihe („Transistor Rhythm“) des selben Herstellers synchronisiert werden.

Der Synthesizer war ursprünglich für Sologitarristen konzipiert worden, die mit der Kombination TB-303 und TR-606 kostengünstig in den Genuss von Schlagzeug- und Bass-Begleitung kommen sollten. Aufgrund ihres für den ursprünglichen Einsatzzweck eher ungeeigneten Klanges war sie in der Anfangszeit bei der eigentlichen Zielgruppe nur mäßig erfolgreich, trotz des angemessenen Preises von 730,- DM. Für Roland war das Gerät jedoch ein Flop, weshalb man schon 1984 die Produktion wieder einstellte. Die letzten Geräte wurden für weniger als 200,- DM ausverkauft.

Neuentdeckung

1985 entdeckte der US-Musiker Nathan Jones (DJ Pierre, Phuture), dass sich damit ein höchst charakteristisches Zwitschern erzeugen ließ, und brachte mit "Acid Tracks" ein erstes 12-minütiges Stück heraus, das allein auf dem Klang der 303 basierte. Dieses Zwitschern, Kreischen und Blubbern der 303 beruhte auf der Selbstoszillation des Filters, also hoch eingestellter Resonanz, und auch auf dem Schaltungsdesign, das eher auf Kostenersparnis ausgelegt war.

Jones und viele andere begründeten auf diesem Klang und in Kombination mit der TR-606, sowie mit der in vielen Punkten verbesserten und erweiterten TR-909, einen ganz neuen Musikstil, Acid-House genannt. Plötzlich wurde die TB-303 als das Acid-House produzierende Gerät extrem begehrt. Seitdem wurde es immer schwieriger, auf dem Markt ein Gerät zu finden, das nicht durch ausgiebigen Gebrauch bereits erhebliche Mängel aufwies. Einwandfreie Gebrauchtgeräte erreichen heute das bis zu Zehnfache ihres ursprünglichen Verkaufspreises. Unbenutzte Geräte in ihrer Originalverpackung sind extrem seltene und gesuchte Sammlerware. Die gelegentlich angebotenen Gebrauchtgeräte haben oft bereits einige Modifikationen erfahren, wie zum Beispiel ein CV-Interface, einen Gate-Eingang, diverse Trigger, zusätzliche Filter oder Oszillatoren wie zum Beispiel einen Sinusgenerator. Beliebt ist neuerdings auch aus rein optischen Gründen der Umbau auf blaue Leuchtdioden.

Heute

Durch die nachträgliche Etablierung des Instruments stieg der Preis durch die begrenzte Verfügbarkeit und wachsende Nachfrage rapide an. Da das Gerät nicht mehr produziert wird, jedoch in verschiedenen Musikszenen sehr beliebt ist, wird es zu Preisen von € 1000,- und mehr gehandelt. Auch die Versorgung mit Ersatzteilen wird knapp. Laut Roland Deutschland sind weltweit bis auf ein paar mechanische Kleinteile keinerlei Ersatzteile mehr verfügbar.


Technik

Die Synthese beschränkt sich auf einen monophonen Analogsynthesizer mit einer mit Drehknöpfen in Echtzeit modulierbaren einfachen Hüllkurve (erzeugt durch einen Oszillator mit zwei Wellenformen, Sägezahn und Rechteck) und einen Tiefpassfilter (VCF) mit einstellbarer Resonanz. Auf diesem beruht, neben der äußerst charakteristischen Verzerrung, in der Hauptsache der Klangcharakter dieses Synthesizers, und da aus Kostengründen darauf verzichtet wurde, einzeln selektierte Bauteile niedriger Toleranz zu verwenden, klingt tatsächlich keine 303 wie die andere. Es handelt sich um eine Variation der Moog-Kaskade mit einer nominellen Flankensteilheit von 24dB/Oktave. Mit hochwertigeren Bauteilen gefertigte Synthesizer kamen deutlich näher an diese Flankensteilheit heran. Es wird daher oft fälschlicherweise behauptet, der Filter arbeite nur mit 3 Polen und habe eine Flankensteilheit von 18dB/Oktave.

Die Verarbeitung der TB-303 kann insgesamt als „billig“ bezeichnet werden, auch wenn sich dies auch schon während ihrer offiziellen Verkaufsphase nicht im Preis widergespiegelt hat. Die verwendeten Bauteile waren von minderer Güte, nur bedingt temperatur- und frequenzstabil und beeinflussten sich induktiv gegenseitigt. Doch gerade dies ist es, was den Sound der TB-303 ausmacht und so schwer zu kopieren ist, denn Bauteile mit solchen Toleranzen werden heute nicht mehr produziert.

Der Step-Sequenzer kann für jeden Schritt einzeln darauf programmiert werden, den Ton zu halten und die Tonhöhe nicht augenblicklich, sondern als Portamento hörbar langsamer an die programmierte anzunähern (Slide). Aufgrund der billigen Verarbeitung der Tasten neigen diese zum Prellen, so dass es bei altgedienten Geräten oft schwer vorhersagbar ist, wie viele Töne man mit einem Tastendruck eingibt - ein nicht zu verachtender Kreativitätsfaktor für viele Musiker. Beliebt ist auch, einfach die Pufferbatterie für eine Weile aus dem Gerät zu nehmen und sich von den dabei entstehenden Zufallsmustern inspirieren zu lassen, da nach dem Wiedereinsetzen der Speicher des Sequenzers nicht gelöscht wird.